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EIN REVIER, KEINE KONSEQUENZEN

DREI UNGEKLÄRTE TODESFÄLLE

HANS-JÜRGEN ROSE
✟ 09.12.1997
MARIO BICHTEMANN
✟ 30.10.2002
OURY JALLOH
✟ 07.01.2005
Im Dezember 1997 wurde Hans-Jürgen Rose um Mitternacht wegen Trunkenheit am Steuer ins Revier gebracht. Circa 2 Stunden nach seiner Entlassung wurde er mit schwersten Verletzungen vor der Wolfgangstraße 15 aufgefunden und verstarb noch am gleichen Morgen im Krankenhaus. Trotz Sicherstellung seiner DNA im Speisesaal des Reviers, der Rekonstruktion des Vorfalls, sowie der Beschlagnahmung von Handschellen und Schlagstöcken der diensthabenden Polizisten wurde der Fall eingestellt.

Verantwortliche Beamte im Dienst:
Andreas S.
Im November 2002 wurde der Obdachlose Mario Bichtemann in das Revier verbracht und über viele Stunden in Zelle 5 festgehalten und letztendlich tot auf dem Zellenboden vorgefunden. Todesursache: Schädelbasisbruch. Trotz der bekannten Unregelmäßigkeiten (keine halbstündigen Gewahrsamskontrollen bei den stark alkoholisierten Insassen und widersprüchliche Zeugenaussagen) wurde das Verfahren gegen den Dienstgruppenleiter Andreas S. stillschweigend eingestellt.

Verantwortliche Beamte im Dienst:
Andreas S., Jürgen G, Werner T.
Im Januar 2005 wurde der Sierra Leoner Oury Jalloh in Gewahrsam genommen und verbrannte im Revier. Angeblich soll er sich dabei mit Handschellen fixiert auf einer feuerfesten Matratze selbst angezündet haben. Jahrelang wurde der Protest um eine unabhängige Aufklärung kriminalisert. Brandgutachten wurden zu spät berücksichtigt. Im April 2014 wurde das in 2011 eingestellte Verfahren wieder aufgenommen. Im November 2017 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft eine Selbstverbrennung ausschloss.

Verantwortliche Beamte im Dienst:
Andreas S., Werner T.
Eine Aufklärung und Verurteilung wurde unterbunden.Eine Aufklärung und Verurteilung wurde unterbunden.Das wiederaufgenommene Verfahren wurde im Oktober 2017 eingestellt.

DIE DESSAUER POLIZEIAFFÄRE

»Wer hohe Fallzahlen hat, muss zwangsläufig damit leben, dass er im Bundesdurchschnitt schlecht dasteht.«

Hans-Christoph Glombitza, Leitender Polizeidirektor a.D.
Die Dessauer Polizeiaffäre war ein Vorfall bei der Dessauer Polizei, der im Mai 2007 durch den Berliner Tagesspiegel-Redakteur Frank Jansen aufgedeckt wurde. Drei Polizeibeamte im Fachkommissariat »Polizeilicher Staatsschutz« wurden von ihrem Vorgesetzten, dem stellvertretenden Polizeipräsidenten von Dessau, während einer dienstlichen Besprechung im Februar 2007 aufgefordert, die Erfassung rechtsextremer Straftaten zu bremsen. Quelle: Wikipedia / Informationen: »Man muss nicht alles sehen« – Aufbereitung des DokZentrums

DER FALL LI YANGJIE

»In dieser Sache haben wir alle einige Zweifel. Weil die Eltern des Täters hier arbeiten, haben sie bestimmt viele Freunde auf dem Revier. Deshalb fühlt man sich nicht besonders selbstbewusst bei der eigenen Aussage. Außerdem sind wir hier Ausländer und haben niemanden dem wir vertrauen können.«

Wu Tingting, Studienfreundin von Li Yangjie
Der »Mordfall Li Yangjie« (vermisst seit dem 11. Mai 2016; tot aufgefunden am 13. Mai 2016 in Dessau-Roßlau) war ein Gewaltverbrechen in Sachsen-Anhalt. Der Sexualmord erlangte durch Verwandtschaftsverhältnisse des Tatverdächtigen zu zwei Beamten des ermittelnden Polizeiapparats – Mutter und Stiefvater des Beschuldigten arbeiteten beide bei der ermittelnden Polizei in Dessau – Aufmerksamkeit und war auch in China Gegenstand von Medienmitteilungen. Die Polizeiangehörigen waren im den Fokus der Ermittlungen: Die Mutter des Beschuldigten, Ramona S., und ihr Ehemann Jörg S. gerieten in Verdacht, Beweismittel vernichtet zu haben. Die Mutter, tätig bei der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost, arbeitete offenbar freiwillig in der für den Fall gebildeten Ermittlergruppe »Anhalt« mit. Der Stiefvater Jörg S. ist seit November 2012 Leiter des Dessauer Polizeireviers. Eine Zeugin, selbst Polizistin, sagte hingegen aus, gesehen zu haben, wie »Mutter und Stiefvater einen Tag nach der Entdeckung der Leiche der Studentin mehrere Tüten aus der Wohnung ihres Sohnes und seiner Verlobten« getragen hätten. Das Justizministerium Sachsen-Anhalts sah trotz heftiger Kritik keinen Grund, eine andere Staatsanwaltschaft als die Dessauer einzuschalten. Zumindest übertrug das Innenministerium Sachsen-Anhalts die Ermittlungen am 26. Mai 2016 von der Dessauer Polizei auf die Polizei in Halle (Saale), Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd. Den beiden Polizeiangehörigen konnte trotz Widersprüche keine Strafvereitelung im Amt nachgewiesen werden und sie klagten sich erfolgreich zurück in ihre vorherige Position.

Quelle: Wikipedia (redaktionell überarbeitet)
Weitere Informationen: ZDFinfo Doku: »Tatort Dessau – Der Fall Yangjie Li«Podcast: Der Mordfall Yangjie Li | Die Spur der Täter | MDR

Hybristophilie – Liebesbriefe und Sympathien für Judenhass

»Da wird es zügige Aufklärung brauchen.«

Grünen-Landeschef Sebastian Striegel
September 2021: Eine Polizistin ist wegen ihrer Nähe zu dem inhaftierten Synagogen-Attentäter von Halle beurlaubt worden. Nach Recherchen von WDR, NDR und »Süddeutscher Zeitung« soll die junge Beamtin per Brief romantische Gefühle zum rechtsextremen Attentäter Stephan B. ausgedrückt haben. Zudem soll die Polizistin eine Neigung zu rechtsextremen Verschwörungstheorien offenbart haben. In Sicherheitskreisen war die Rede von einer Art Bonnie-und-Clyde-Syndrom (Hybristophilie).

Eine interne Ermittlung gegen die Polizistin aus dem Bereich der Polizeiinspektion Dessau-Roßlau sollte klären, inwiefern die sie gegen Beamtenrecht verstoßen hat. Aktuelle Informationen zum Stand der internen Ermittlungen liegen nicht vor.